Quellenkritik | Definition & Schreibanleitung

Die Quellenkritik ist eine Methode zur Analyse der Umstände, unter denen eine Quelle entstanden ist. Durch die Quellenkritik kann die Vertrauenswürdigkeit und Aussagekraft einer Quelle beurteilt werden. Eine Quellenkritik ist sowohl

  • ein eigenständiges Format, wie z. B. ein Essay oder Handout, als auch
  • ein Kernelement des Hauptteils geschichtswissenschaftlicher Abschlussarbeiten.

Eine Quellenkritik wird normalerweise mit einer Quelleninterpretation kombiniert:

  1. In der Quellenkritik wird die Zuverlässigkeit (‚Echtheit‘) und Aussagekraft einer Quelle für die Beantwortung der eigenen Fragestellung geprüft.
  2. In der Quelleninterpretation wird die Quelle anschließend analysiert, um die benötigten Informationen aus der Quelle herauszuarbeiten.
Beachte

Die Quellenkritik wird oft für die Untersuchung schriftlicher Quellen verwendet. Sie kann aber auch auf nicht schriftliche Quellen angewendet werden.

Schriftliche Quellen: Tagebücher, Urkunden, Verwaltungsakten, Briefe

Nicht schriftliche Quellen: Münzen, Denkmäler, Gemälde, Briefmarken, Zeitzeugeninterviews

Die Quellenkritik schreiben in zwei Schritten

Die Quellenkritik besteht aus

  1. äußerer Quellenkritik und
  2. innerer Quellenkritik.

1. Die äußere Quellenkritik schreiben

Um die äußere Quellenkritik zu schreiben, untersuchst du, inwiefern die Quelle physisch und im Hinblick auf ihre Eckdaten glaubwürdig ist. Dadurch beurteilst du auch, ob die Quelle echt oder eine Fälschung ist.

Beantworte die folgenden Fragen, um die äußere Quellenkritik zu schreiben.

Welche Art von Quelle liegt vor?

  • Buch
  • Brief
  • Notizzettel
  • etc.

Wann wurde die Quelle erstellt?

  • Die Quelle wurde zeitnah zum Ereignis erstellt, über das berichtet wird.
  • Das Ereignis liegt zum Zeitpunkt der Erstellung in der Vergangenheit.

Wo wurde die Quelle erstellt?

  • Die verfassende Person hat die beschriebenen Ereignisse selbst beobachtet (Primärquelle).
  • Die verfassende Person befand sich an einem anderen Ort und bezieht sich auf die Schilderungen einer anwesenden Person (Sekundärquelle).

Wer hat die Quelle erstellt?

  • Eine bestimmte Institution hat die Quelle erstellen lassen.

Wie wurde die Quelle erstellt?

  • Das benutzte Material ist teuer bzw. billig.
  • Es wurde eine bestimmte Schrift verwendet.
  • Es wurde eine bestimmte Schreib- bzw. Drucktechnik verwendet.

An wen richtet sich die Quelle?

  • Die Quelle wurde für eine bestimmte Personengruppe A erstellt, um diese zu informieren.
  • Die Quelle hat keine besondere Zielgruppe.

Ist die Quelle so erhalten, wie sie geschrieben bzw. angefertigt wurde?

  • Die Quelle ist vollständig.
  • Die Quelle weist Schäden auf.
  • Es wurden Veränderungen vorgenommen.

Ist die Quelle authentisch oder handelt es sich um eine Fälschung?

2. Die innere Quellenkritik schreiben

Um die innere Quellenkritik zu schreiben,

  1. machst du die Quelle für die Forschung verwendbar, indem du unbekannte Inhalte erklärst, und
  2. untersuchst du die Quelle inhaltlich.

Mache die Quelle für deine Forschung verwendbar, indem du zunächst unbekannte Fremdwörter sowie heute ungebräuchliche Begriffe erklärst.

Erläutere zudem Orte, Personen und Ereignisse, die den Lesenden vermutlich unbekannt sind, z. B. welcher Ort beim Ausdruck ‚ich ging ins Dorf zurück‘ gemeint ist.

Tipp

Für die Klärung alter Begriffe eignen sich zeitgenössische Konversationslexika, historische Begriffslexika sowie aktuelle Spezialliteratur für dein relevantes Fach.

Untersuche anschließend die inhaltliche Glaubwürdigkeit der Quelle, indem du folgende Fragen beantwortest.

Was will die verfassende Person berichten?

  • Ideologische Tendenzen machen das Verzerren, Verschweigen oder Betonen bestimmter Inhalte wahrscheinlich.
  • Vielleicht wurde die Quelle mit einem bestimmten Ziel erstellt.

Was konnte berichtet werden?

  • Als Augenzeugin oder Augenzeuge konnte die verfassende Person das Ereignis selbst beobachten.
  • Die verfassende Person lebte zur gleichen Zeit und beschreibt, was ihr berichtet wurde.

Wie wird berichtet?

  • Die verfassenden Person muss aufgrund der Art der Quelle (z. B. eines Briefs an eine Autoritätsperson) bestimmte strukturelle Vorgaben einhalten.
  • Die verfassende Person weicht (nicht) von diesen Vorgaben ab.
  • Ein bestimmter Sprachstil oder Wortwahl fallen auf.
  • Ein bestimmter Aufbau fällt auf.
Tipp

Für die Beantwortung dieser Fragen kannst du die Informationen in der Quelle mit anderen Quellen vergleichen. Zudem kannst du Sekundärliteratur über die Quelle, die verfassende Person oder die Quellengattung heranziehen.

Eine Quellenkritik folgt diesem Schema nicht immer komplett. Der Aufbau ist individuell und hängt von deinem Studiengang und deiner Fragestellung ab.

Kostenloses Ergebnis

Erfahre binnen 10 Minuten, ob du ungewollt ein Plagiat erzeugt hast.

  • 99,3 Milliarden Internetquellen
  • 8 Millionen Publikationen
  • Gesicherter Datenschutz

Plagiatsprüfung testen

Quellenkritik Geschichte: Beispiel

Um einen Eindruck über das Format der Quellenkritik zu bekommen, kannst du dir unsere Quellenkritik anschauen.

Quellenkritik Geschichte herunterladen

Das Beispiel stammt von der Fernuniversität Hagen und wurde von uns angepasst (vgl. Fernuni Hagen).

Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Quellenkritik?

Eine Quellenkritik ist eine Methode zur Bestimmung der Umstände, unter denen eine Quelle entstanden ist. Durch die Quellenkritik kann die Vertrauenswürdigkeit und Aussagekraft einer Quelle beurteilt werden. Eine Quellenkritik ist sowohl

  • ein eigenständiges Format, wie z. B. ein Essay oder Handout, als auch
  • ein Kernelement des Hauptteils geschichtswissenschaftlicher Abschlussarbeiten.
Wie schreibe ich eine gute Quellenkritik?

Um eine gute Quellenkritik zu schreiben, musst du eine äußere und eine innere Quellenkritik verfassen.

In der äußeren Quellenkritik untersuchst du, inwiefern die Quelle physisch und im Hinblick auf ihre Eckdaten glaubwürdig ist. Dadurch beurteilst du auch, ob die Quelle echt ist oder eine Fälschung.

In der inneren Quellenkritik machst du die Quelle durch das Erklären unbekannter Inhalte für die Forschung verwendbar und untersuchst die Quelle inhaltlich.

Was ist der Unterschied zwischen Quellenkritik und Quelleninterpretation?

Eine Quellenkritik wird normalerweise mit einer Quelleninterpretation kombiniert:

  1. In der Quellenkritik wird die Zuverlässigkeit (‚Echtheit‘) und Aussagekraft einer Quelle für die Beantwortung der eigenen Fragestellung geprüft.
  2. In der Quelleninterpretation wird die Quelle anschließend analysiert, um die benötigten Informationen aus der Quelle herauszuarbeiten.
Wo finde ich weitere Informationen zur Quellenkritik?

Hier findest du weitere Quellen zur Quellenkritik:

Diesen Scribbr-Artikel zitieren

Wenn du diese Quelle zitieren möchtest, kannst du die Quellenangabe kopieren und einfügen oder auf die Schaltfläche „Diesen Artikel zitieren“ klicken, um die Quellenangabe automatisch zu unserem kostenlosen Zitier-Generator hinzuzufügen.

Solis, T. (2024, 19. März). Quellenkritik | Definition & Schreibanleitung. Scribbr. Abgerufen am 3. Dezember 2024, von https://www.scribbr.at/methodik-at/quellenkritik/

War dieser Artikel hilfreich?
Tobias Solis

Tobias studied Music, History, and European Studies in Berlin, Regensburg, and Madrid. After several years of teaching, he now enjoys writing about complex topics regarding language, citation, and AI.